Programm 2016

© Maximilian Schäffer© Maximilian Schäffer
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Film burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem KulturgutFilm burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem Kulturgut

Finissage: ZERSTÖRENtermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Am Freitag dem 18.11. ab 18:00 findet im esc medien kunst labor die Finissage zur Ausstellung ZERSTÖREN statt.

 

Mit Performances von Lale Rodgarkia-Dara und Veronika Mayer, Goldjian und Ellen Foster!

 

ZERSTÖREN stören – zerren – untergraben – kaputtmachen – auslöschen – auflösen – 451 – schleifen – sprengen – aufbrechen – zerlegen – aufgeben
damage – delete – drop down – terminate erase – deconstruct – destruct – 404 – ruin – extinct – ambiguity – tear down – pull down -ambivalence – unstructure – unbuild DESTROY

Film burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem KulturgutFilm burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem Kulturgut

ZERSTÖRENtermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Man kann durchaus den Eindruck gewinnen, dass unsere heutige Zeit die Ansammlung aller Dystopien der vergangenen 50 Jahre darstellt. Alles, was Orwell, Lem, Harryhausen, Gibson u.a. beschrieben haben, ist eingetroffen oder wird an Negativem sogar übertroffen. Ängste und Ohnmachtsgefühle werden bewusst geschürt, politische und ökonomische Autoritäten machen sich Terror, Flüchtlingskrise und die damit verbundene Unsicherheit zunutze, um effizientere Überwachung, vermehrte Waffenproduktion und dergleichen zu forcieren und gewinnbringende Geschäfte zu machen. Demokratien wandeln sich zunehmend in totalitäre Staaten und Kritik scheint angesichts alles überschattendem ökonomischen Druck zu verstummen.

 

Kritiker wie George Orwell meldeten sich bereits in den 1940ern zu Wort, und warnten vor Entwicklungen wie „Totalitarismus und emotionalem Nationalismus” und der „Tendenz, objektive Wahrheiten nicht mehr als solche zu akzeptieren, wenn sie nicht ins eigene Weltbild passten”. In einem Briefwechsel 1944 beschreibt er die sich abzeichnende Politik nach dem 2.Weltkrieg, die bereit sein würde, nach dem Prinzip, der Zweck heilige die Mittel, zu handeln. „Scheinbar gibt es eine weltweite Tendenz zur Zentralisierung von Wirtschaft, die auf wirtschaftlicher Ebene „funktioniert”,die aber nicht demokratisch organisiert ist und zur Einführung eines Kastensystems tendiert. (…) Wenn man einfach nur proklamiert, dass alles nur zu unseren Besten ist und die unheilvollen Symptome nicht benennt, trägt man dazu bei, dass Totalitarismus wächst.” Autoritärer Staat, autoritäres Denken und Verhalten, alternativloser Sachzwang – das sind nur einige Schlagworte, die von Totalitarismus und Zerstörung von Selbstbestimmung und Privatsphäre zeugen.

 

Die Werke Babel (maschen Korinna Lindinger und Julia Rosenberger) und Artikel Zwölf (k² Korinna Lindinger und Karla Spiluttini) thematisieren diese Aspekte und beschäftigen sich mit Ambivalenz von Strukturen und oppressiven Systemen. „Wenn unsere Meinungsäußerungsfreiheit vollständig vom Staat bestimmt wird, das heisst, wenn wir nur in der Lage sind, das zu tun und zu sagen, was der Staat bereits als akzeptabel eingestuft hat, dann ist unsere Meinungsfreiheit nicht mehr als ein Instrument der Staatsgewalt.” führt Judith Butler in einem Gespräch 2015 aus und fordert dazu auf, „Formen des Dissenz, sogar Formen von Revolution” zu entwickeln und meint mit Bezug auf die feministische Kunsttheoretikerin Rosi Braidotti, „wir müssen eine großzügigere Vorstellung des Möglichen entwickeln”. Also die Zer/Störung eingefahrener Systeme, Strukturen, zu denen Menschen in Ambilvalenz existieren, weil sie gleichermaßen unterstützen und unterdrücken.

 

In diese Kategorie von Zer/Störung gehören Adelheid (maschen Korinna Lindinger und Julia Rosenberger) und One Step Revolution (Mz* Baltazar’s Laboratory Stefanie Wuschitz). Ausdrucksfreiheit, Zerstörung des Korsetts von Genderrollen, Vereinfachung von politischen Bündnissen stehen in ihren Arbeiten im Zentrum. In dieser Weise kann auch die Rauminszenierung Säulen interpretiert werden.

 

Die Undurchschaubarkeit, Unüberschaubarkeit und Unkenntnis über die Funktionsweisen der uns umgebenden, mittlerweile praktisch allmächtigen Technologien thematisiert Feminist Servers of the Internet (/etc & Miss DespoinasNancy Mauro-Flude) in gleichermaßen ironischer wie technisch versierter Weise und konfrontiert uns mit einer Provokation zum Thema Privatsphäre: der Toilette.

 

Mit dem Prinzip der Uncertainty, der Ungewissheit, begegnen die Arbeiten This Strange Feeling Of A Corrected Uncertainty Margin (Mz* Baltazar’s LaboratoryLale Rodgarkia-Dara) und Fühler (Mz* Baltazar’s LaboratoryStefanie Wuschitz) der scheinbaren Unfehlbarkeit von Wissen und Wissenschaft. Sie zerstören die Gewissheit über die uns umgebende Wirklichkeit und scheinen sich dabei auch auf Richard Feynman zu beziehen, wenn er über das Erleben von Zweifel und Ungewissheit spricht. „Ich kann mit Zweifel leben, und mit Ungewissheit und damit, etwas nicht zu wissen. Ich denke, es ist viel interessanter, zu leben und nicht zu wissen als Antworten zu haben, die möglicherweise falsch sind. Ich habe ungefähre Antworten und mögliche Überzeugungen, und verschiedene Abstufungen von Gewissheit über verschiedene Dinge, aber ich bin mir keiner einzigen Sache wirklich sicher, und über viele Dinge weiss ich gar nichts. Aber ich muss die Antwort auch nicht kennen, mir macht es keine Angst, Dinge nicht zu wissen, in diesem mysteriösen Universum ohne Sinn verloren zu sein, was es ist, soweit ich das sagen kann. Es ängstigt mich nicht.“ In diesem Sinne setzen sich die Künstlerinnen der andauernden Anzweiflung von gefestigtem Wissen aus.

 

Ein anderer Versuch, seines Lebens und seiner Umgebung habhaft zu werden, sind Messungen. Maria Popova beschreibt, dass unser Leben aus dem besteht, „was wir messen, beobachten, aufzeichnen und betreuen. Die Qualität unserer Aufmerksamkeit auf das Gemessene und die Art ihrer aufgezeichneten Darstellung sind zur Informationsinfrastruktur unserer Wirklichkeit geworden.” The Wishing Machine Project (Mz* Baltazar’s LaboratoryPatricia J. Reis) beschäftigt sich mit diesem Messbaren und nutzt das Konzept der Orgonenergie, einem von Wilhelm Reich beschriebenen und geschaffenen Raum, der den gültigen Kanon über vorhandene Energie sprengt. Wie Joan Semmel im September 2016 in einem Interview auf Hyperallergic meinte, „To be (a) feminist means to break the canon.”

 

Ausgehend von der Annahme, dass man als Einzelperson wenig gegen dystopische Zustände und Entwicklungen ausrichten kann, sich aber immer wieder Kollektive, Gruppen, Kollaborationen bilden, um Partizipation, Einfluss und persönliche Souveränität (zurück) zu erobern, hat das esc medien kunst labor KünstlerInnen-Kollektive aus verschiedenen Disziplinen eingeladen, gemeinsam am Projekt ZERSTÖREN zu arbeiten.

 

Workshops mit Bangiebangs and Lisa P. in Kooperation miz Mz* Baltazar’s Laboratory:

 

Safe Use – ein Kondom für Social Media, Donnerstag, 13.10.2016, 18:00 – 21:00

Tor los – feministische Perspektiven innerhalb der Zwiebel, Freitag, 14.10.2016, 18:00 – 21:00

(Anmeldung unter esc@mur.at, bis 10.10.2016, Teilnahme kostenlos)

 

Feminist Server Gettogether Exchange Meeting: Dienstag, 8.11.2016, ab 18:00

 

In Kooperation mit

steirischer herbst 2016

kunst@werk

ORF musikprotokoll 2016

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Tor los – feministische Perspektiven innerhalb der Zwiebeltermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Tor los – feministische Perspektiven innerhalb der Zwiebel

Data, Agency, Empowerment: Social Media & Privacy

 

Vortrag / Workshop

Freitag, 14. Oktober, 18 – 21 Uhr

 

Facebook, Twitter, Email – die meisten von uns nutzen Internetdienste und Plattformen um unser Leben zu organisieren.

Wir werfen wir einen kritischen Blick auf Plattformen und beliebte Apps und ihre Funktionsweise. Wie nutzen wir Social Media und Apps ohne unsere Privatsphäre aufzugeben? Gibt es Alternativen und wie sind sie für unsere Anwendungen adaptierbar?

In diesem Workshop sprechen wir vor allem über anonymes Surfen mit dem Tor Browser und Facebooks Onion service (dh. die „Darkweb“-Seite). Der Workshop richtet sich vor allem an jene, die darüber (noch) nichts wissen, aber neugierig sind! Bringt eure Fragen in die Diskussion ein!

Wer gleich loslegen und den Tor-Browser ausprobieren will, packt Laptop und / oder Smartphone (mit Android) ein.

 

Vorgetragen wird in englischer Sprache, Fragen können aber gern auch in deutsch gestellt werden!

OPEN TO ALL GENDERS!

 

Workshop mit Bangiebangs und Lisa P. in Kooperation mit Mz* Baltazar’s Laboratory

Anmeldung unter esc@mur.at bis 10.10.2016

Teilnahme kostenlos

 

 

Die Veranstaltung findet als Doppel in Graz und Wien statt.

 

Wien: Vortrag/Workshop, 11. Oktober 2016, 19.00 Uhr, Mz* Baltazar’s Laboratory, Wallensteinstraße 38-40/8, 1200 Wien

 

Graz: Vortrag/ Workshop, 14. Oktober 2016, 18.00 Uhr esc medien kunst labor, Bürgergasse 5, 8010 Graz

 

 

 

Film burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem KulturgutFilm burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem Kulturgut
©Hanns Holger Rutz and David Pirrò_Imperfect Reconstruction©Hanns Holger Rutz and David Pirrò_Imperfect Reconstruction

Interpolationentermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Interpolationen ist ein Workshop und Micro-Symposium, das um die gegenwärtige Ausstellung in der esc kreist: Imperfect Reconstruction. Es nimmt sich zur Aufgabe, ForscherInnen und KünstlerInnen zusammenzubringen, deren unterschiedliche Zugänge und Sichtweisen auf das Algorithmische als Positionen und Möglichkeiten bestimmt werden, von denen aus sich Verbindungslinien zeichnen lassen. Dabei ist das Ziel gerade nicht, ein „vollständiges” Bild zu generieren, sondern die Distanzen und Lücken als positive Merkmale des Algorithmischen zu begreifen, all die Widerstände, die verhindern dass Gedanken und Bewegungen einen Abschluss finden.

 

Der Workshop ist der erste Teil der Veranstaltung. Er findet vormittags/mittags statt und richtet sich an eine Gruppe eingeladener TeilnehmerInnen, welche, mit der Ausstellung als Ausgangspunkt, zu Themen wie algorithmisches Experimentieren, Agency und Performativität, Algorithmen und Körperlichkeit, Methodologie und künstlerische Forschung diskutieren und zusammenarbeiten.

 

Das Symposium beginnt um 16 Uhr, ist öffentlich und an ein allgemeines Publikum gerichtet. Es ist so ausgerichtet, dass von der klassischen Form eines Symposium abgewichen wird, um eine passendere Einbettung in den künstlerischen Rahmen zu erhalten. Wir beginnen mit einem freundlichen Empfang mit Buffet und Getränken sowie einer flinken Tour durch die Ausstellung. Um dann zu einer Diskussion auch unter Einbindung des Publikums zu gelangen, werden die WorkshopteilnehmerInnen zunächst individuell kurze „Statements“ abgeben, wobei der Begriff durchaus flexibel zu verstehen ist. Ein Statement kann etwa ein zur Diskussion anregender Gedankengang sein, ein zur Thematik passendes, oder performative Aspekte beinhaltendes Werkbeispiel, etc. Die Statements leiten über zum moderierten runden Tisch, und das Publikum ist eingeladen mitzuwirken. Schließlich ist ein dezidierter Slot für eine Abschlussperformance vorgesehen.

Concha Jerez @esc 2010Concha Jerez @esc 2010
© Hanns Holger Rutz und David Pirrò_Imperfect Reconstruction© Hanns Holger Rutz und David Pirrò_Imperfect Reconstruction

esclab: Imperfect Reconstructiontermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Selbst wenn wir alle in Graz ansässig sind, rief die Art von „Mini-Residency“ in der esc doch denselben Effekt hervor, den man sich von einer Residency erhofft, nämlich sich von andernfalls ablenkenden Elementen zu befreien und immer wieder an den selben Ort, denselben Gedanken oder dasselbe Gewirr von Gedanken zurückzukehren. Es macht einen großen Unterschied aus, den Raum durch die Besuche anderer Ausstellungen zu erleben oder ihn Stück für Stück in der täglichen Wiederkehr zu verstehen, sich darin einzuleben, die möglichen Perspektiven zu entwickeln und das Verständnis für die Dynamik um den Glaskasten herum. Anders als in der Aufbauphase vor der Ausstellung sind alle Dinge noch variable, können über den Haufen geworfen werden, fügen sich zusammen.

 

Für uns war es wichtig, bereits mit Prototypen der Aufbauten zu experimentieren. Zum einen der Struktur aus Gitternetzlinien, die in der Ausstellung eine Innen- und Außenhaut formen wird. Wie der Fertigungsprozeß vonstatten gehen kann, wie die Aufhängung im Raum erfolgen kann, wie die Videoprojektion und die Hintergrundbeleuchtung wirkt, wie flexibel wir beim Aufbau sein können mit der konkreten Formgebung. Zum anderen mit dem von dieser Haut umschlossenen Innenraum, der zuvor eher vage formuliert war. Während des Aufenthalts in der esc haben wir begonnen, diesen Raum als Komplement zum Außenraum zu verstehen und ihm, nach einigen abgebrochenen Versuchen, eine auf kubischen Elementen basierende, eigenständige Struktur gegeben. Erst mit einem Prototypen der Monitor-Elemente für den Innenraum konnte man wirklich verstehen, wie die spezifische Materialität des TFT in diesem Zusammenhang funktioniert und mit den verschiedenen digitalen Bilddaten reagiert.

 

Die ganze Zeit über kreisten unsere Gedanken um die Frage, wie wir mit der existierenden Raumkonfiguration umgehen sollten; den quadratischen Säulen, der großen Säule, den Kabeltrassen, den Fenstern mit den gesandeten Streifen, etc. „Imperfect Reconstruction“ hat immer bedeutet, daß alle Dinge, die man einbringt, alle Element die man entwickelt, sich einfügen in sich kreuzende Reihen von vorherigen und noch folgenden Instanzen. So ist unter anderem auch Videomaterial entstanden, das einen zuvor entwickelten digitalen Bildprozeß auf das Bewegtbild transponiert, mit ganz eigenartigen Konsequenzen. Aus dem Verständnis des Innenteils der Installation heraus als einem mehrkanalig gebrochenen Raum entstand dann auch gleich eine Serie von Langzeitbelichtungen aus unterschiedlichen Perspektiven, die unbeabsichtigt auch die Frage nach den geschliffenen Fensterstreifen adressierte und, als Blick von innen nach außen, die rhythmische Struktur des Lichts und der Passanten verfolgte.

 

Dieser permanente Blick nach draußen half uns auch, besser zu verstehen, was mit der Ausstellung passiert, wenn sie am 16.12. in die „Hibernation“ versetzt wird und nur noch durch die Schaufenster betrachtet werden kann. Die von einer vormaligen Aktion in der esc zurückgebliebenen Außenlautsprecher wurden auf acht erweitert und justiert, die Umgebung auf die Wirkung verschiedenen Klangmaterials getestet.

 

Im Rückblick ist klar, dass das esclab für uns sowohl ein Experimentierraum als auch ein Klärungsprozeß war, an dessen Ende viele vorläufigen Entscheidungen und Ideen stehen, die sich nur durch die Arbeit vor Ort haben ergeben können.

Film burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem KulturgutFilm burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem Kulturgut

esclab: ZERSTÖRENtermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Zu jedem Projekt findet im Vorfeld ein esclab statt. In dieser Phase werden die am Projekt teilnehmenden KünstlerInnen in das esc medien kunst labor eingeladen, um sich über mögliche Synergien, Rauminszenierungen, Zusammenarbeiten und dergleichen auszutauschen. In dieser Zeit entsteht das eigentliche Projekt, das solcherart in jedem Stadium offen für gravierende Veränderungen in der Realisierung und Umsetzung bleibt. Zum Projekt „Zerstören“ finden  zahlreiche Online Meetings statt, sowie Treffen in Wien und Graz.

Im Juli 2016 trafen sich die am Projekt ZERSTÖREN beteiligten Künstlerinnen im Rahmen eines esclabs, um erstmals gemeinsam im Raum selbst Umsetzungen der vorhandenen Ideen zu diskutieren und im Ausstellungsraum zu testen. Bis dahin hatten alle Vorbereitungen und Diskussionen ausschließlich übers Internet stattgefunden.

Die Debatten oszillieren dabei zwischen destruktiven, negativ zerstörerischen Ansätzen und lustvollem, spielerischem Umgang mit der Freude am zerstören – stören – zerren – untergraben – kaputtmachen – ausrotten – auslöschen – auflösen – schleifen ambivalence – ambiguity – damage – delete – destroy – erase – deconstruct – destruct – ruin – extinct – tear down – pull down – unstructure – unbuild.

Im August werden die Ateliers der in Wien ansässigen Kollektive maschen, und Mz* Baltazar’s Laboratory zu Entwicklungsorten der neuen Arbeiten, und mit Anfang September beginnt der Aufbau im esc mkl.

 

©http://musikprotokoll.orf.at/en/program/2016©http://musikprotokoll.orf.at/en/program/2016

ORF musikprotokoll 2016: All Hail Mother Internettermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Was wäre ich ohne das Internet?

Eine Suche nach Identität zwischen Angst und digitaler Welt

 

Es ist müßig, sich zu fragen, ob der gewaltige technologische Fortschritt, der sich seit einigen Jahren beschleunigt und unser Leben – besonders auf dem Gebiet der Kommunikation und Verfügbarkeit von Wissen – grundlegend verändert hat, für uns ‚gut‘ oder ’schlecht‘ ist; es handelt sich nicht um ein ‚Projekt‘, das zur Abstimmung steht. Die Art und Weise jedoch, in der er sich auf unsere Zukunft auswirkt, hängt in hohem Maße von uns selbst ab.

Amin MAALOUF- Mörderische Identitäten, Suhrkamp 2000

 

Die junge tunesische Musikerin und Sängerin Deena Abdelwahed setzt sich in ihrem Projekt „All Hail Mother Internet“ mit der tunesischen Lebenswelt der „Generation Y“ intensiv auseinander.

 

Tunesien gilt als Vorreiter des sogenannten „Arabischen Frühlings“, 2015 erhielt das Land als Höhepunkt der internationalen Anerkennung den Friedensnobelpreis für sein Quartett des Nationalen Dialogs – eine Plattform zur Förderung der Demokratisierung Tunesiens. Kurz danach im Jänner 2016 zeigten Unruhen in ganz Tunesien, dass die Konflikte rund um die Arbeitslosigkeit und die schlechte wirtschaftliche Lage des Landes jeder Zeit wieder aufflammen können. Dabei handelt es sich nicht zuletzt auch um Generationenkonflikte, da soziale Rechte und Perspektiven vor allem für die jungen Menschen in Tunesien fehlen.

 

Deena Abdelwahed ist Teil dieser jüngeren Generation, die mit den neuen Technologien aufgewachsen ist, sie stellt sich die Frage: Was wäre ich ohne das Internet? Auf der Suche nach einer Antwort hat sie „All Hail Mother Internet“ entwickelt. In ihrer Performance lässt sie ihre persönliche Haltung einfließen, sowie Musik und Textmaterialien, die die inneren Widersprüche der tunesischen Gesellschaft spiegeln. Auch greift sie auf Auszüge aus der tunesischen Verfassung und Zitate aus dem Buch „Mörderische Identitäten“ (Suhrkamp 2000) des französisch-libanesischen Autors Amin Maalouf zurück, die sie nebeneinander stellt. Dazu erfand sie Fernsehinterviews mit tunesischen Jugendlichen. Sie selbst spielt die ältere Moderatorin, die für deren Lebensweise wenig Verständnis hat. Gemeinsam mit arabischer Popmusik des 20. Jahrhunderts und elektronischen Sounds zeichnet Abdelwahed eine digitale Zukunft mit Hoffnung auf mehr Selbstbestimmung.

 

„All Hail Mother Internet“ wurde mit einem der beiden Radio Lab 2016 Stipendien prämiert und beim CTM Festival in Berlin Ende Jänner zum ersten Mal aufgeführt und war dann als Radiofassung im Frühling in Deutschlandradio Kultur Klangkunst zu hören. Beim ORF musikprotokoll im steirischen herbst gibt es die Möglichkeit eine Weiterentwicklung zu erleben. Als Abschluss des musikprotokoll Festivals performt die 1989 geborene Musikerin Deena Abdelwahed im Ö1 Kunstradio live aus dem esc medien kunst labor.

 

Das Radio Lab ist eine gemeinsame Initiative von Deutschlandradio Kultur, CTM Festival, Goethe Institut, ORF musikprotokoll im steirischen herbst, Ö1 Kunstradio und SOCCOS Network.

 

[Elisabeth Zimmermann]

 

Film burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem KulturgutFilm burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem Kulturgut
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Performing Camouflagetermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Ausgehend von einer Choreographie der Performance-Künstlerin Veza María Fernández, die wie eine Anleitung zum Unsichtbar-werden gesehen werden kann, wagen die Künstlerinnen des DRC gemeinsam den Versuch des Verschwindens.

 

Performing Camouflage erzeugt einen tiefen Zustand der Entspannung und onirischen oder träumerischen Wahrnehmung durch Text/Poesie, Wörter, Tanz und Meditation. Es ist ein Ritual, das an die politische und revolutionäre Kraft der Redefinition von Wörtern, Bedeutung und Begriffen glaubt. Man muss nicht alles verstehen. Wenn man alles versteht, dann kann man sich nichts mehr vorstellen, dann ist nicht mehr alles möglich.

 

Hier einige Auszüge der Texte, die Veza Maria Fernandez im Rahmen dieser Performance gelesen hat:

 

Let ́s close our eyes and become a chameleon. Let ́s become one one one like a one who is not one. What form is an I which is an us which can have all forms contain all colors sexes tastes hair background etcetera. Tell me maybe it is a zero not a one if the zero is a mere invention or just nothing it is the invention of potential of possibilities. Let ́s take the zero as the transparent forever u and me

 

Probably my email is not the best thing for you right now, but you know me, I am really bad at not saying or writing or leaving things unspoken waving around. Maybe I also need to write these words to not feel lonely (or a loser) with my thoughts and be able to little by little erase any kind of hope. I always knew you would never feel for me the way I did. Or that I was probably not the person meant to be at your side. Or that we had a terrible timing. Or that I lost complete control over my life and this made me do say things which were not always right. Anyhow, I always will care about you and also want the best of bests for you and love is mostly the best for a person. I don ́t regret any single moment, any single tear I let fall with or because of you because without all what you made me feel, I would not be where I am now. I think every single word I have written since I met you, every single dance is about that love I feel for you. Kind of uncontrolled, obsessive and so virtual. I am scared not to feel something like that again. But uniqueness is precious as nothing and the price of uniqueness is that it is only one.

 

watery eye watery mouth
melting
down
behind my eye cave

my water eye sweat is about to burst

burst into nothing you tell me about nothingness

the empire of nonsensical uncorrelated
incoherent
undetermined

unspecific unease

very predictable something

swallow it all come on do it all

So if uniqueness is only one we like the one of the experience but the zero of the possibilities

 

Let ́s do an exercise, if you could camouflage in what would you turn
Why would you camouflaged
We will start with our hand

 

“Diese Performance ist in einer Ecke des esc medien kunst labors entstanden. Wir sind alle gesessen. Wir schlossen einige Male unsere Augen. Veza hat ein bisschen getanzt und dann haben wir alle Camouflage mit unseren Händen berührt. Man muss nicht immer alles verstehen.” (Veza Maria Fernandez)

 

©Jonas Hertig©Jonas Hertig
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©Hanns Holger Rutz und David Pirrò_Imperfect Reconstruction©Hanns Holger Rutz und David Pirrò_Imperfect Reconstruction
Film burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem KulturgutFilm burn texture (c) Dustin Schmieding, unterlegt mit dem Emblem der Haager Konvention von 1954 zur Kennzeichnung von geschütztem Kulturgut

ZERSTÖREN: Eröffnungtermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Man kann durchaus den Eindruck gewinnen, dass unsere heutige Zeit die Ansammlung aller Dystopien der vergangenen 50 Jahre darstellt. Alles, was Orwell, Lem, Harryhausen, Gibson u.a. beschrieben haben, ist eingetroffen oder wird an Negativem sogar übertroffen. Ängste und Ohnmachtsgefühle werden bewusst geschürt, politische und ökonomische Autoritäten machen sich Terror, Flüchtlingskrise und die damit verbundene Unsicherheit zunutze, um effizientere Überwachung, vermehrte Waffenproduktion und dergleichen zu forcieren und gewinnbringende Geschäfte zu machen. Demokratien wandeln sich zunehmend in totalitäre Staaten und Kritik scheint angesichts alles überschattendem ökonomischen Druck zu verstummen.

 

Mit CN:FM (GB), /etc – Eclectic Tech Carnival, FemHack (CA), GreenNet (GB), k² (AT), L‘Erse (CA), maschen (AT), Miss Despoinas (TAS), Mz* Baltazar’s Laboratory (AT), THF – Transhackfeminist Meeting.

Iterations 2016 I don't know where this is goingIterations 2016 I don't know where this is going

I don’t know where this is goingprojekt

I don’t know where this is going, ITERATIONEN Volume II, kann als Versuchsanordnung für die künstlerische Untersuchung des Internets gesehen werden. Sie erschafft eine auf Kunst basierende Situation, die sich auf andere Bereiche und Disziplinen erstreckt: Informatik, Soziologie, Privacy Studies, Network-Theory oder Copyleft Studies. 

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Meat and Greetprojekt

Meat & Greet – Künstlerische Auseinandersetzungen mit Gruß- und Essensritualen

Was passiert, wenn eine Gruppe junger Informations-DesignerInnen eine Ausstellung zum Thema Gruß- und Essensrituale konzipiert?

Sie greift mitten in den Topf des Lebens, holt eine Hand voll fragwürdiger Rituale heraus und treibt es mit diesen auf die Spitze. In der Ausstellung wird vorwiegend mit interaktiven Videoinstallationen gearbeitet: eine Spielwiese multimedialer Vielfalt.

All jene, die es lieben aktiv in Installationen mitzumachen, aber auch jene die einfach vom Thema Gruß- und Essensrituale angetan sind, sind herzlich zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch, 11.01.2006 ab 19 Uhr eingeladen.

Die Ausstellung dauert drei Tage (von Mi, 11.01.2006 bis Fr, 13.01.2006), und findet, wie schon in den Jahren zuvor, im ESC Labor, Jakoministraße 16, 8010 Graz statt.

Die jungen AusstellungsgestalterInnen wurden während ihrem spannenden Projekt von Brighton Art (UK), Angelika Thon, Christine Braunersreuther und Karl Stocker betreut. „Es war wieder einmal eine wahre Freude, zu sehen wie viel Spaß die Studenten haben, wenn sie ihren absolut kreativen Ideen freien Lauf lassen“ meint ein begeisterter Karl Stocker. „Wir haben es hier mit einer Ausstellungsgestaltung zu tun, die den Besucher wahrhaft zum Mitmachen verführt, und ihn einlädt an einer wirklich außerordentlichen Ideenwelt teilzunehmen.“
Die Informations-Design StudentInnen der FH Joanneum freuen sich auf ihr Kommen.

WAS: Meat & Greet – Eine Ausstellung zu Gruß- und Essensritualen
WER: StudentInnen des Studiengangs Informations-Design der FH Joanneum, Major Communication Design

gizagiza

Giza é ruhprojekt

Die Ausstellung Giza é ruh spiegelt das Klangerlebnis der KünstlerInnen und MusikerInnen Peter Kutin, Daniel Lercher und Barbara Wilding während einer dreimonatigen Reise durch Nordindien wider.

Bei der Erkundung buddhistischer, hinduistischer, muslimischer Gebiete, nahe den Heiligtümern der Sikh und bei religiösen Zeremonien jeglicher Ausprägung wurde reichlich Klangmaterial, sowie einige Bilder gesammelt. Neben dem spirituellen Schwerpunkt, spielen Fieldrecordings alltäglicher Geschehnisse wie das Strassengewühl in Delhi, das Familienleben und andere kulturelle Geschehnisse, die Tier und Geräuschwelt in den Wäldern des Himalaya eine wesentliche Rolle.

Das Leben, im Besonderen auch das Hören hat in Asien bekanntlich eine andere Bedeutung, Ausformung und Interpretation. Die Ausstellung nimmt sich der Fragen an, ob eine Gegenüberstellung mit den Klängen der Jakoministraße möglich ist, und wie sich durch experimentelle musik-/klangethnologische Hörspiele und die wenigen bildhaften Begleiter eine Einsicht in das Geschehen der fremden Kultur ergibt.

Bei der Eröffnung am 16. Mai werden Peter Kutin und Daniel Lercher in einem Kozert zeigen, wie sich die Einflüsse der indischen Improvisationsmusik in der westlichen Musikkultur eingefügt haben. Die Stücke beinhalten auch Fieldrecordings, die in den beiden Installationen der Ausstellung wiedergefunden werden können.

Giza é ruh bedeutet direkt übersetzt Nahrung der Seele und ist das Wort der Sufis für Musik und Klang.

Die Klangkünstler/Musiker Kutin Peter & Daniel Lercher und die bildende Künstlerin Barbara Wilding waren zusammen 3 Monate im Norden Indiens, um dort field-recordings / soundscapes – also Musik, Geräusche, Klänge – aufzunehmen.
Aus dem aufgenommenen Material wurde ein Hörspiel gestaltet (Kunstradio Ö1, Resonance FM); Klangprojektionen und Installationen realisiert.

mapping_iconoclasistasmapping_iconoclasistas
Iterations 2016 I don't know where this is goingIterations 2016 I don't know where this is going
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The motions of bodies. Four states of matter. Plasma 01, © esc medien kunst laborThe motions of bodies. Four states of matter. Plasma 01, © esc medien kunst labor
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