Programm 2020

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Hinsehen. Handeln. Eine Kampagne gegen Gewalt an Frauentermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Orange ist die Farbe der UN Women Kampagne „Orange the World“ und steht für ein Ende von Gewalt an Frauen. Die 16 Tage gegen Gewalt umfassen die Zeit zwischen dem 25. November –dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen die Opfer von Gewalt wurden – und dem 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte.

Dieser Aktionszeitraum wird weltweit genutzt, um das Ausmaß und die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen zu thematisieren und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen als fundamentale Menschenrechtsverletzung nachhaltige Folgen für die Betroffenen selbst, aber auch für die gesamte Gesellschaft hat.1

 

Der 25. November geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal zurück, die 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Die Schwestern hatten sich an Aktivitäten gegen den tyrannischen Diktator Trujillo beteiligt. Seit 1999 ist der 25. November auch von den Vereinten Nationen als offizieller internationaler Gedenktag anerkannt und symbolisiert dadurch ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.

Der Tag der Menschenrechte wird am 10. Dezember gefeiert und erinnert an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde.

 

Das esc medien kunst labor beteiligt sich an „Orange the World“ und macht mit Zitaten von Johanna Dohnal und Statistiken zum Thema Gewalt an Frauen als auch zum Equal Pay Day und Equal Pension Day auf die Thematik aufmerksam.

 

Gewalt an Frauen kann auf physischer, sexueller, psychischer, ökonomischer oder sozialer Ebene ausgeübt werden. Unter individueller Gewalt versteht man direkt von einer Person ausgeübte Gewalt. Strukturelle Gewalt hingegen beschreibt die geringeren Chancen von Frauen in einem System von ungleichen gesellschaftlichen Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen.

 

Seit 2014 haben sich die Morde an Frauen verdoppelt – 20 Morde und 22 Mordversuche fanden bereits im Jahr 2020 statt. Jede fünfte Frau – also 20 Prozent der Frauen – ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede 3. Frau musste seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren. Jede 7. Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr von Stalking betroffen.2

 

Der Equal Pay Day macht auf die Ungleichheit der Einkommen von Männern und Frauen aufmerksam. Der 22. Oktober 2020 ist heuer der Tag, an dem Vollzeit arbeitende Männer bereits das Jahreseinkommen von Vollzeit arbeitenden Frauen erreicht haben. Der 30. Juli 2020 symbolisiert den Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten werden.3 Equal Pay, die Forderung nach gleichwertigem Lohn für gleichwertige Arbeit, ist eine der wichtigsten Forderungen der Frauenbewegung, denn fehlende ökonomische Unabhängigkeit kann andere frauenpolitische Probleme, etwa Gewalt gegen Frauen, verstärken.

 

„Ich denke, es ist Zeit, daran zu erinnern: Die Vision des Feminismus ist nicht eine „weibliche Zukunft“. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn.“4

 

Johanna Dohnal, erste österreichische Ministerin für Frauenangelegenheiten, hat sehr viel dafür getan, um einerseits Frauen, die von Gewalt betroffen sind, effektive Hilfestellung zu geben, und andererseits weiten Kreisen der Bevölkerung bewusst zu machen, was die Ursachen von Gewalt sind. Angefangen von der Gründung des ersten Frauenhauses bis zur Initiierung des Gewaltschutzgesetzes. Eine Kämpferin für Gleichberechtigung und Pionierin der Frauenbewegung – Johanna Dohnal ist die österreichische Wegbereiterin moderner Frauenpolitik.

 

 

Quellen:

 

1)unwoman.at, https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/frauen-und-gleichstellung/gewalt-gegen-frauen/formen-der-gewalt.html

 

2) Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen, 2014 sowie https://www.aoef.at/index.php/zahlen-und-daten, aufgerufen am 19.11.2020

 

3) https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/equal-pay-day/, aufgerufen am 19.11.2020

 

4) http://johanna-dohnal.at/zitate , aufgerufen am 19.11.2020

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Interfiction 2020 – XXVII/2020 VIREALITÄT | VIREALITYtermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Interdisziplinäre Workshop-Tagung
im Rahmen des 37. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes

Programm

 

… IS A VIRUS: Ein Stück Code, mit dem niemand gerechnet hat. und mit dem wir nun alle leben müssen. In diesem Jahr geht die interdisziplinäre Workshop-Tagung für Kunst, Medien und Netzkultur interfiction viral. Notfalls auch in der Isolation.

 

VIREALITÄT

2020 findet interfiction erstmals nicht in Kassel statt. Sondern – ausschließlich – online. Für eine Workshop-Tagung, die ihr Jahresthema seit je aus der Netzkultur bezieht und für die digitale Medien und Netzwerke schon immer Gegenstand ebenso wie Bezugsrahmen sind, mag das nach einer Konzentration aufs „Kerngeschäft“ ausschauen. Nur, dass es hier nicht um wirtschaftliche Faktoren geht. Und zudem – im Grunde: allem voran – das Zusammenkommen vor Ort, das einen dichten Austausch ermöglicht, ebenso wie die Schnittstellen zum Film- und Videoprogramm, zur Ausstellung und vielen weiteren Elementen des Festivals bis dato für interfiction stets eine wichtige Rolle gespielt haben.

Zugleich hat interfiction mit seinem aktuellen Jahresthema – welches nicht das ursprünglich geplante ist – die Herausforderung ganz bewusst angenommen: gerade weil sich interfiction seit der Gründungsveranstaltung immer ein Thema wählt, das sich aus der Auseinandersetzung mit rezenten, gesellschaftlich relevanten Entwicklungen in der Medien- und Netzkultur heraus stellt. Darüber, dass diese in den vergangenen Monaten erstens denkbar massiv von einem Virus namens SARS-CoV-2 bestimmt gewesen sind und zweitens die Folgen der Pandemie auch neue ebenso wie bereits laufende und möglicherweise auch zuvor bereits ad acta gelegte Debatten um Digitalisierung, digitale Medien und Netzwerke entfacht und/oder (wieder-)belebt haben, besteht wohl kaum ein Zweifel.

Aber worum geht es dabei eigentlich? Welche Chancen, welche Risiken beinhalten die derzeitigen Entwicklungen? Können jene, die sich schon länger mit den nun wortwörtlich virulent gewordenen Fragen, Problemen und Perspektiven befassen, aus ihren Erfahrungs- und Wissenshorizonten etwas zu den Debatten beisteuern, das uns weiterbringt?

 

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SENSorSENSE – 7 Tage nachhören!termin

Ort: [esc] medien kunst labor

7 Tage nachhören!

musikprotokoll 2020. Radio Cyborg Transmitter.

 

 

Portrait des RCT und Mitschnitt von SENSorSENSE, INTRINSIC |RADIO| OF THE COMPUTATIONAL beim musikprotokoll 2020, Radiosendung

Reni Hofmüller & Valentina Vuksic

 

Ein FM-Radio könnte beispielsweise ein Smartphone aus zehn Metern Entfernung über die Spracherkennung fernsteuern, ohne das dabei die Sprachbefehle im Rauschen gehört würden. Das Kabel von einem eingesteckten Kopfhörer wäre die Antenne. Ein solcher Seitenkanalangriff als verquerer Zugang auf ein digitales Gerät ist eher hypothetisch in der Ausnutzung einer Schwachstelle. Und doch, diese Kluft zwischen dem, was ein Gerät tun sollte und dem, was es tut oder tun wird, bieten einen imaginären und realen Handlungsraum für verschiedenste Akteure und sind hier Ausgangspunkt für Fragen zu technologischen Realitäten. Wie können wir selbst darin denken und handeln, ohne zu vereinfachen und auszublenden?

 

Wir nutzen dazu auch das Setting des Radio Cyborg Transmitters: Zusätzlich zu Klanggeneratoren und tontechnischen Geräten sind am RCT Sensoren zur Umgebungsmessung wie Geigerzähler und Strahlung allgemein, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit und auch Feinstaub angebracht. Der integrierte Sonnenschirm dient gleichzeitig als Montagevorrichtung für eine Satellitenempfangsantenne, die Positions- und Wetterdaten einiger der über Graz hinwegfliegenden Satelliten aufnimmt. Die live gemessenen Daten werden in Klang umgesetzt und so wird Graz hörbar: eine ganz neue Form von Klanglandschaft entsteht und Information, die uns Menschen mit unseren Sinnen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt zugänglich wäre, wird sinnlich erfahrbar.

 

Wir machen |Radio| statt die intrinsische <Musik> des Überwachungskapitalismus zu senden!

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SENSorSENSE – ORF Zeitton spezial zum musikprotokoll 2020termin

Ort: [esc] medien kunst labor

Portrait des RCT und Mitschnitt von SENSorSENSE, INTRINSIC |RADIO| OF THE COMPUTATIONAL beim musikprotokoll 2020, Radiosendung

Reni Hofmüller & Valentina Vuksic

 

7 Tage nachhören! musikprotokoll 2020. Radio Cyborg Transmitter.

 

Radio Cyborg Transmitter: SENSorSENSE, INTRINSIC |RADIO| OF THE COMPUTATIONAL ist eine Performance mit klanggenerierenden Apparaturen (Sensoren) und Tonabnehmern, in deren Verlauf unsere Wahrnehmung herausgefordert und gleichzeitig sensibilisiert wird: Ein FM-Radio könnte beispielsweise ein Smartphone aus zehn Metern Entfernung über die Spracherkennung fernsteuern, ohne dass dabei die Sprachbefehle im Rauschen gehört würden. Das Kabel eines angeschlossenen Kopfhörers wäre die Antenne. Ein solcher Seitenkanalangriff als verquerer Zugang auf ein digitales Gerät ist eher hypothetisch in der Ausnutzung einer Schwachstelle. Und doch, diese Kluft zwischen dem, was ein Gerät tun sollte und dem, was es tut oder tun wird, bietet einen imaginären und realen Handlungsraum für verschiedenste AkteurInnen und sind hier Ausgangspunkt für Fragen zu technologischen Realitäten. Wie können wir selbst wahrnehmen und handeln, ohne zu vereinfachen oder auszublenden?

 

Wir nutzen dazu auch das Setting des Radio Cyborg Transmitters: Zusätzlich zu Klanggeneratoren und tontechnischen Geräten sind am RCT Sensoren zur Umgebungsmessung wie Geigerzähler und Strahlung allgemein, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit und auch Feinstaub angebracht. Der integrierte Sonnenschirm dient gleichzeitig als Montagevorrichtung für eine Satellitenempfangsantenne, die Positions- und Wetterdaten einiger der über Graz hinwegfliegenden Satelliten aufnimmt. Die live gemessenen Daten werden in Klang umgesetzt und so wird Graz hörbar: eine ganz neue Form von Klanglandschaft entsteht und Information, die uns Menschen mit unseren Sinnen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt zugänglich wäre, wird sinnlich erfahrbar.

 

Wir machen |Radio| statt die intrinsische <Musik> des Überwachungskapitalismus zu senden!

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Handbuch Überwachung epicenter workstermin

Ort: [esc] medien kunst labor

„Wir sind alle von Überwachung betroffen – das Handbuch Überwachung ist eine Hilfestellung für alle Interessierten, sich über die Hintergründe zu informieren“, so Adensamer, Herausgeberin; Juristin bei Vicesse und ehemalige Mitarbeiterin von epicenter.works LiveStream

 

Das „Handbuch Überwachung“ stellt den Bezug einzelner Überwachungsmaßnahmen zueinander her und zeigt auf, dass der Überwachungsdruck auf die Bevölkerung nur in seiner Gesamtheit betrachtet werden kann. Herausgeberin Angelika Adensamer, Juristin bei Vicesse und ehemalige Mitarbeiterin von epicenter.works, sieht darin einen wichtigen Beitrag, um Journalist*innen, Politiker*innen und anderen Interessierten den Umgang mit Polizei- und Überwachungsbefugnissen zu erleichtern.

Auf über 200 Seiten werden nicht nur einzelne Maßnahmen unter die Lupe genommen, sondern deren gesamtgesellschaftliche Bedeutung beleuchtet. Auch der sicherheitspolizeiliche und strafprozessrechtliche Bereich wird in diesem Rahmen dargestellt. 

Unterstützung für die Praxis

Mia Wittmann-Tiwald untermalte die Präsentation mit Erfahrungen aus der Gerichtspraxis. Die Co-Vorsitzende der Fachgruppe Grundrechte in der Vereinigung der österreichischen Richterinnen und Richter und Präsidentin des Handelsgerichts Wien, sieht im technologischen Fortschritt und den Möglichkeiten, die daraus für die Überwachung erwachsen, einen schwierigen Spagat zwischen Recht und Technik. „Digitalisierung bringt nur dann echten Fortschritt, wen gleichzeitig die Grundrechte ernsthaft gelebt werden“, so Wittmann-Tiwald. Das Handbuch würde auch Juristinnen und Juristen bei der Ausübung ihres Berufes unterstützen. 

Regierung am Zug

Unser Geschäftsführer Thomas Lohninger erklärte außerdem, warum sich die Idee einer Überwachungsgesamtrechnung ganz natürlich aus der Arbeit von epicenter.works ergeben hat. Seit zehn Jahren setzen wir uns gegen Überwachung ein und haben mit dem Kampf gegen die Vorratsdatenspeicherung die bisher größte Bürgerinitiative in Österreich auf die Beine gestellt. Die Wichtigkeit so einer Gesetzesevaluation ist auch der Regierung klar, wobei die Absicht, eine solche Gesamtrechnung zu erstellen, bisher nicht in Angriff genommen wurde. „Mit der heutigen Publikation kommen wir unserer langjährigen Forderung nach einer Überwachungsgesamtrechnung einen weiteren Schritt näher. Jetzt ist die Regierung am Zug!”, so Lohninger abschließend.

Alle weiteren Infos zum Handbuch Überwachung finden Sie auf handbuch-ueberwachung.at 

 

Daniel Lohninger (AUT), epicenter works, Vortrag und Diskussion

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Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival – Film im KIZ Kino im Augartentermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Anmeldung Film:
Die Besucher*innenzahl für den Film ist Covid-19 bedingt limitiert und es wird um Voranmeldung unter goenitzer[at]forumstadtpark.at gebeten.
Preis Film: kostenlos bzw. freiwillige Spende

Anmeldung Frühstück:
tickets[at]kinoinfo.at oder 0316 82 11 86
Preis Frühstück: € 9,50, –

Frühstück 10:00 – 11:30
Film ab 11:30
danach Diskussion zum Film mit Markus Gönitzer, Reni Hofmüller und dem Publikum

 

"Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival"

Die feministische Denkerin und Wissenschaftshistorikerin Donna Haraway ist vielleicht am besten als Autorin von zwei revolutionären Werken bekannt: dem Essay "A Cyborg Manifesto" und dem Buch Primate Visions. Beide wollen etablierte Kategorien des "gesunden Menschenverstands" auf den Kopf stellen: die Grenzen zwischen Menschen, Tieren und Maschinen aufbrechen und gleichzeitig den Gender-Essenzialismus in Frage stellen und die zugrunde liegenden Annahmen über die Faszination der Menschheit für Primaten durch eine postkoloniale Linse in Frage stellen.

"Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival" zeigt Haraway in einer spielerischen und einnehmenden Auseinandersetzung mit ihrem Leben, ihren Einflüssen und Ideen. Haraway ist eine leidenschaftliche und diskursive Geschichtenerzählerin, und der Film ist um eine Reihe von Diskussionen herum strukturiert, die in dem Haus in Kalifornien, das sie von Hand mit aufgebaut hat, über Themen wie den Kapitalismus und das Anthropozän (ein Begriff, den sie "benutzt, den sie aber beunruhigend findet"), Science-Fiction-Schreiben als philosophischen Text geführt werden, unkonventionelle Ehe- und Sexualpartnerschaften, die Rolle des Katholizismus in ihrer Erziehung, Menschen und Hunde, die Unterdrückung der Frauenschrift, die überraschend faszinierende Geschichte der kieferorthopädischen Ästhetik und die Notwendigkeit neuer postkolonialer und postpatriarchaler Erzählungen. Es ist eine bemerkenswert beeindruckende Bandbreite, von einer Denkerin mit einem flinken und neugierigen Verstand.

Haraway und der Filmemacher Fabrizio Terranova (den wir hören, aber nicht sehen) fühlen sich sichtlich wohl miteinander und geben den Gesprächen – die durch Bilder von Kunstwerken und skurrilen Animationen unterbrochen werden – eine lockere, intime Atmosphäre. Terranova setzt Green Screens spielerisch ein, um Haraways Worte zu illustrieren oder zu kommentieren. Während Haraway über das Geschichtenerzählen spricht, sehen wir im Hintergrund ein Bild von ihr beim Schreiben. Als sich das Gespräch auf ihre eigenen unorthodoxen persönlichen Beziehungen und die erdrückende Kraft der Heteronormativität richtet, werden die Mammutbäume vor ihrem Fenster durch eine klare Vorstadtstraße ersetzt. Im Hintergrund eines Raumes schweben wirbellose Unterwassertiere, eine von Haraways Faszination, vorbei.

"Donna Haraway: Story Telling for Earthly Survival" ist ein kluger und aufschlussreicher Einblick in die Gedanken einer bedeutenden zeitgenössischen Persönlichkeit.

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Celebrating Ada Lovelace Day 2020termin

Ort: [esc] medien kunst labor

Im Zusammenhang mit Computern bzw. den Systemen der Künstlichen Intelligenz denken wir hauptsächlich an Männer wie Alan Turing und Co. Tatsächlich aber war es eine Frau, die in den Jahren 1842-1843 das erste „Computerprogramm“ schrieb: Ada Lovelace, geboren am 10.12.1815 als Augusta Ada Byron.

Wie es um feministische Ansätze in Zusammenhang mit KI und anderen aktuellen Technologien steht, schauen wir uns mit Valentina Vuksic (in Graz) und Linda Kronman (online) ab 13 Uhr gemeinsam an, auch via LiveStream!

 

Ada Lovelace Day

Jährlich am zweiten Dienstag im Oktober findet der internationale Ada-Lovelace-Day statt. An diesem Tag wird verstärkt darüber informiert, dass das erste „Computerprogramm“ in den Jahren 1842-1843 von einer Frau geschrieben wurde und der Fokus auf die Leistungen, die von Frauen in der Informatik, Mathematik, Technik und in den Naturwissenschaften erbracht wurden und werden gerichtet – es gilt, der Marginalisierung, wenn nicht gar dem Vergessen der Rollen, welche Frauen im Rahmen der Computertechnik und ihrer Geschichte spielen, Information und mediale Aufmerksamkeit entgegenzusetzen.

In ihren Anmerkungen zur Rechenmaschine von Charles Babbage – dem Erfinder der „Analytical Engine“ – die sie schlicht Notizen nannte, entwickelte Ada Lovelace ein Programm (Notiz G), mit dem die bisher nur konzipierte Rechenmaschine eine komplizierte Folge von Zahlen, die sogenannten Bernoulli-Zahlen, schrittweise berechnen könnte. Diese Arbeit wurde in The Ladies Diary or Woman‘s Almanack, einer 1704 gegründeten Frauenzeitschrift, veröffentlicht.

Außerhalb der Fachgebiete Informatik und Mathematik wurde Ada Lovelace durch das künstlerische Filmprojekt „Conceiving Ada“ (1997) von Lynn Hershmann bekannt. Sowohl Lynn Hershmann wie auch Donna Haraways Fiktion einer feministischen Cyborg sprechen für die Hoffnungen und Erwartungen vieler Feministinnen auf neue Chancen und Veränderungen, die mit der Entwicklung des Internets und der damit verbundenen Technologien entstehen. Doch in dem Maße, in dem sich das cyberfeministische Bestreben mit den medientechnischen und gesellschaftspolitischen Realitäten verbindet, breitet sich Ernüchterung aus. Was sich ehemals subversiv verstand, findet sich nun bestenfalls im Lager der Kommerzialisierung wieder.

Schon Ada Lovelace warnt vor "übertriebenen Erwartungen an die Möglichkeiten der Analytischen Maschine", wenn sie schreibt: "Wo es um Neues geht, besteht nur allzu häufig die Tendenz, zunächst einmal zu überschätzen, was uns interessant und bemerkenswert vorkommt – um sodann, in einer Art natürlicher Gegenreaktion, den tatsächlichen Wert zu unterschätzen, wenn wir entdecken, dass unsere Reaktion über das Ziel hinausgeschossen ist".

Viele, die sich von den Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Internet neue Chancen aus demokratischen, sozialen oder feministischen Perspektiven erhofft hatten, sind zutiefst enttäuscht, weil das Netz von Geheimdiensten kontrolliert, nur von einigen grossen Konzernen beherrscht wird. Umso mehr bedarf es Menschen, die sich nicht resignierend zurückziehen, sondern die die Leidenschaft und die Energie aufbringen, sich mit den Techniken der Digitalen Welt auseinanderzusetzen, um wieder Einfluss auf ihren Einsatz zu bekommen und ein Regelwerk für den Umgang mit Digitalen Technologien zu schaffen.

Medienkunstprojekte bieten die Möglichkeit, sich über die (ästhetische) Wahrnehmung hinaus, mit den verwendeten Technologien und Programmen auseinanderzusetzen, Fragen über deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft sowie auf unser individuelles Leben zu stellen und verschiedene Facetten von Ideen, wie zum Beispiel Standpunkte einer trans-humanen Ethik (der Tiere, der Erde, des Kosmos) zu simulieren und damit uns Menschen zu einem reflektierten Umgang mit Maschinen und Systemen anregen.

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esc mkl empfiehlt folgende Videokonferenz-Lösungen + Veränderungen in unserem Programmtermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Sehr geehrte Damen und Herren,

in unserem Programm beschäftigen wir uns im esc medien kunst labor laufend mit aktuellen Technologien und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Dabei geht es auch immer wieder um Aspekte, die im oft Hintergrund bleiben. Einer dieser Aspekte ist das ungewollte Hinterlassen von Spuren im digitalen Raum. Videokonferenzplattformen gehören zu den digitalen Werkzeugen, die in einer Situation wie der aktuellen vermehrt zur Anwendung kommen.

 

In unserem Arbeitsalltag im esc medien kunst labor verwenden wir zur Kommunikation folgende Plattformen:

 

https://whereby.com (früher: appear.in): Diese Software ermöglicht unterschiedliche Settings; die kostenlose Version ermöglicht Online-Treffen mit bis zu 4 einzelnen Computer; in diesem Setting muss eine Person Daten angeben, für die weiteren BenutzerInnen ist es völlig anonym. Es gibt auch die Möglichkeit für mehr gleichzeitige Zugriffe, dies ist allerdings kostenpflichtig. Die Kommunikation läuft verschlüsselt ab.

https://meet.jit.si: Diese Plattform wurde von Google entwickelt (ja, wir wissen…) Auch hier wird die Kommunikation verschlüsselt, und derzeit ist es nicht notwendig, einen Account anzulegen, also sammelt Google hier erstaunlicherweise (derzeit noch) keine Daten.

In jedem Fall laden wir dazu ein, die Privacy-Einstellungen zu lesen, bevor man digitale Werkzeuge verwendet, unabhängig vom Anlass der Verwendung.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das esc medien kunst labor keine wie auch immer gearteten Verträge mit diesen Plattformen hat und uns keine Vorteile an der Verbreitung dieser Information erwachsen.

Das Team des esc mkl arbeitet derzeit an der Adaption unseres ursprünglich geplanten Programms für das Frühjahr 2020. Dabei werden zwei Arten von Programmpräsentation realisiert: zum einen entstehen gerade Versionen der geplanten Kunstwerke für die esc-website; zum anderen nutzen wir eine Ausstellungsform: die ausgestellten Werke sind von außen sichtbar. Das ist eine Form, die wir seit Jahren für unsere Sommer- und Winterausstellungen nutzen.

Wir halten Sie hier am laufenden.

mit den besten Wünschen aus dem esc medien kunst labor

Reni Hofmüller und Ilse Weber

 

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Onlinekonzert + Podiumsdiskussion: Plankton | Odyssee in der gläsernen Zone + A Cartography of Sound Arttermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Plankton | Odyssee in der gläsernen Zone

Sound, 16 mm Projektionen

 

Tobias Leibetseder, Patrizia Ruthensteiner und Stefan Voglsinger konstruieren einen plastischen, changierenden Klangkosmos vaporisierender Materialitäten.  Hochfrequentes Surren, Staub, ein Schwamm und der Klang von Schneegestöber. Stille. Visuelles Flirren digitaler Projektion überlagert die Kanten eines Raums, dann kommt der nächste Zug des Spiels. Pulsieren selbstgebauter Geräte, unterbrochen vom schüchternen Einklinken eines Senders. Sind wir schon drinnen?

 

Podiumsdiskussion: A Cartography of Sound Art

Der Klang hat primär eine Orientierungsfunktion im Raum. Aber auch die Produktionsbedingungen in denen Klangkunst geschaffen wird sind vom Raum geprägt. Dies gilt im konkreten, aber auch im übertragenen Sinne: Mobilität, Vernetzung und Austausch prägen die Entwicklung der Klangkunst. Die immer noch vergleichsweise kleine Szene lebt in den Nischen eines internationalen Dorfes. Junge ExperimentalmusikerInnen gehen sozusagen "auf die Walz" und touren in internationalem Kontext.
Der Funkensprung von neuen Methoden und Fragestellungen passiert über Berührungspunkte bei Festivals, Residencies und in digitaler Kommunikation.
Andererseits wird der Klangkunst auch oft vorgeworfen, in ihrer Nähe zur neuen Musik eine eurozentrische, elitäre Haltung zu reproduzieren und im Bezug auf zeitrelevante, politische Fragestellungen gerne im Elfenbeinturm zu verbleiben.

Die diesjährige Podiumsdiskussion widmet sich den Fragen der spezifischen Situation der Klangkunst in ihrer Verortung von Austausch, Mobilität, Internationalität, Migration und Netzwerk.

mit Antonia Manhartsberger, Hui Ye, Justin Winkler

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ONLINE! – Lino Leum | 1 Minute of Zen extended No.1termin

Ort: [esc] medien kunst labor

LIVESTREAM via http://www.klangmanifeste.at/

„1 Minute of Zen“ ist eine unfertige Werkreihe. Im Zentrum steht der zerstörerische Moment um zur Ruhezu finden. Zerstört werden vorrangig CDs, auf denen abwechselnd eine Minute Stille und eine Minute weißes Rauschen zu hören ist. Konzept der Fixed-Media-Reihe „1 Minute of Zen“ ist, dass kein Werk länger als eine Minute dauert und nur aus den Klängen der zerstörten CD besteht. Die Performance „1 Minute of Zen extended“ setzt nicht nur das fertige Ergebnis sondern auch den Prozess der Zerstörung in den Mittelpunkt. Jede Performance arbeitet ausschließlich mit dem Live-Klang der Zerstörung und dem zerstörten Material und ist daher ein einmaliges Ereignis. Lino Leum erkundet die wunderschöne und verworrene Welt der Geräusche, Klänge, Körper und Stimmen. Sie sieht jedes kleinste Geräusch als ein Universum, das nur aus Klang und Wellen besteht und bereits eine Komposition für sich ist. Diese akustischen Atome bilden ihr Klangmaterial. Lino Leum baut daraus Klangwelten auf, in die ihre Zuhörenden eintauchen können.

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VERSCHOBEN – Live- Übertragung aus dem Datenbustermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Datenbus – eine Performancereise von Wien nach Graz

Die Klangmanifeste haben dieses Jahr auch einen mobilen Veranstaltungsort: ein Reisebus, der die beiden Ausstellungsorte in Wien und Graz miteinander verbindet. Performances, Lectures, Szenische Lesungen, musikalische Interventionen, Videos und Konzepte gestalten den Road-Trip als gemeinsames Happening, das sich mit dem Transfer im physischen wie im übertragenen Sinne auseinandersetzt.

Mit:
IFTAF (Institut für transakustische Forschung): die sehr spezielle Kaffepause
Christina Gruber: Was ihr immer schon über Thirsty Data Centers wissen wolltet
Mayr: rockt!
Black Unicorn (Irradiation & Michael Speer): das akustische Jausensackerl – eine partizipative Performance
Erla Ragnheiður: Geschichten und Songs über die Busfahrkultur in Island
Veronika Mayer: eine elektroakustische Mehrkanalkomposition für bewegtes Publikum

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VERSCHOBEN – Talk/Workshop mit Stephanie Castonguaytermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Die in Montréal lebende Klangkünstlerin Stephanie Castonguay untersucht elektronische Audio-Schaltkreise als physikalische Prozesse und Phänomene, die eine fühlbare, hörbare Spur hinterlassen.
Sie experimentiert mit LowFi Elektronik und Audio-Schaltkreisen. Ihre Herangehensweise ist organisch und praxisorientiert. Sie zerlegt kleine, veraltete und kaum hörbare Maschinen und verwendet sie erneut, um die Resonanz, Störungen und zufälligen Geräusche zu enthüllen, die sich unerwartet darin verbergen. Castonguay hat sowohl Musik als auch Kunst studiert, aber den Umgang mit elektronischen Anwendungen autodidaktisch erlernt. Sie verbindet ihren akademischen Hintergrund mit diesem DIY-Ethos.
Angetrieben von diesem „Do-It-Yourself / Together“-Ansatz war sie auch eng in ein kreatives Solidaritätsprojekt wie SONDES eingebunden, das vom Kunstzentrum PERTE DE SIGNAL in Montréal initiiert wurde, bei dem sie aktives Mitglied ist. Im Laufe der Jahre hat sie an zahlreichen Residencies in Kunstzentren und Fablabs teilgenommen.

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„Funkenflug“ RadioIronieOrchester: Radiokonzert in Graz und Wien, inkl. Online Videoübertragungtermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Eine Performance, die Fragen stellt nach der physischen Präsenz in improvisierter Musik, der Verortung des Live-Moments und der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen in digitalen Umgebungen.

In Wien und Graz bauen acht MusikerInnen ihre Studios in ihren Wohn-oder Arbeitszimmern auf, kleine elektroakustische Sets und/oder verstärkte Instrumente. Über die Videokonferenzplattfporm Jit.si sind die miteinander verbunden, eine freie Softwarelösung für Online-Austausch. Duos und Trios werden nach einem Zufallsprinzip zusammengewürfelt und spielen dann je 10 Minuten lang. Das Konzert wird live auf Radio Helsinki in Graz und Radio Orange in Wien ausgestrahlt und kann auch über die erst kürzlich eingerichtete Videostreamingseite Echoräume mitverfolgt werden. 

Das RadioIronieOrchester, bekannt aus Funk und Klang, ist eine seit 2019 existente radiophile Orchesterstruktur und verbindet akustische, elektroakustische und elektronische Musik mit dem Radio. Die alte Tradition der an Radioanstalten angebundenen Orchester, welche – nicht zuletzt aufgrund fehlender Aufnahmemöglichkeiten – zum Einsatz kamen, wird hier wieder aufgegriffen und so widmet sich das RIO vor allem dem Live-Spiel und der Übertragung.

Cast:
Cosima Flora Betty Hubner (professional listener and part of the orchestra) *Margarethe Maierhofer-Lischka * Adina Camhy * Georg Wissa * Teonas Borsetto * Antonia Sophia * Nicole Sabella * Lale Rodgarkia-Dara
*Guests* Stephanie Castonguay(CAN) * Marcin Morga* Arik Kofranek (Vienna)

Tech Support:
Stefan Voglsinger, Philip Leitner, Christine Schörkhuber, Jogi Hofmüller, Reni Hofmüller

Moderation bei Radio Helsinki:
Reni Hofmüller

Moderation im virtuellen Echoraum:
Stefan Voglsinger

Die Produktion von Radio Helsinki wird zeitgleich von Orange 94.0 (Wien) übernommen.

 

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VERSCHOBEN – Eröffnung: Klangmanifeste 2020 mit einer Live- Schaltung von „Wurmloch“ in den Datenbustermin

Ort: [esc] medien kunst labor

Datenbus – eine Performancereise von Wien nach Graz

Die Klangmanifeste haben dieses Jahr auch einen mobilen Veranstaltungsort: ein Reisebus, der die beiden Ausstellungsorte in Wien und Graz miteinander verbindet. Performances, Lectures, Szenische Lesungen, musikalische Interventionen, Videos und Konzepte gestalten den Road-Trip als gemeinsames Happening, das sich mit dem Transfer im physischen wie im übertragenen Sinne auseinandersetzt.

Mit:
IFTAF (Institut für transakustische Forschung): die sehr spezielle Kaffepause
Christina Gruber: Was ihr immer schon über Thirsty Data Centers wissen wolltet
Mayr: rockt!
Black Unicorn (Irradiation & Michael Speer): das akustische Jausensackerl – eine partizipative Performance
Erla Ragnheiður: Geschichten und Songs über die Busfahrkultur in Island
Veronika Mayer: eine elektroakustische Mehrkanalkomposition für bewegtes Publikum

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Ausstellung VERSCHOBEN – Klangmanifeste 2020 – Konzerte online!projekt

Livestream zu den Konzertzeiten via Klangmanifeste

Die Hörschau Klangmanifeste präsentiert Arbeiten, die sich mit der Materie des Klanges auseinandersetzen und hält sich dabei in Grenzbereichen auf, in denen aktuelle Musik und bildende Kunst sich überschneiden, ergänzen, aber auch in Frage stellen: Das Festival Klangmanifeste ist seit 2010 im Bereich der Klangkunst an der Schnittstelle von Medienkunst, bildender Kunst und zeitgenössischer Musik aktiv.

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Jahresthematermin

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Wir schreiben das Jahr 2020.

Künstliche Intelligenz, Künstliches Leben, Gentechnologie, Robotik und Prothetik mögen noch immer als Zukunftstechnologien für Cyborgs gelten. Sie sind jedoch reale  Gegenwart und in dieser gerade dort am mächtigsten, wo sie sich unserer Wahrnehmung weitgehend entziehen. Die Chimären der Biotechnologie sind weder löwen- noch schlangenköpfig; in Laboren geboren, stehen sie im Dienst der Forschung und der Transplantationsmedizin. Roboter bauen nicht nur Maschinen,sondern lernen auch zum Bespiel Alte und Kranke zu pflegen. Smarte Prothesen arbeiten mit Biosensoren und schließen direkt ans Nervensystem an. Während uns Maschinenwesen wie Samantha  („Her“), Sonny („I, Robot“) und Ava („Ex Machina“) auf der Leinwand noch als menschliche Imagination beeindrucken, benötigen die Algorithmen, die uns im Alltag  beherrschen, keine menschliche Gestalt. Gerade deshalb schenken wir ihnen sogar umso leichter unser Vertrauen: wir verwechseln sie mit Gegenständen, die wir noch  beherrschen und ganz nach Belieben gebrauchen können. Dabei bräuchten wir doch nur etwas genauer dem Sinn der Worte nachlauschen, die wir selbst gewählt haben:  Damit die Maschinen uns dienen, müssen wir sie bedienen. Und wir geben dabei nur zu gern die Verantwortung, unsere Entscheidungs- und unsere Handlungsfähigkeit an  Geräte und Systeme ab, die an unserer Stelle „smart“ und „intelligent“ sein, „smart“ und „intelligent“ agieren sollen.

Digitale, vernetzte Technologien gehören längst zu unserem täglichen Leben. Auch weit über die sogenannte Bildschirmzeit hinaus. Das meint nicht nur den unruhigen Schlaf,  den jene schlafen, die zuvor noch auf die Displays ihrer digitalen Geräte geschaut haben und auch nach dem Abschalten nicht abschalten können. Das tiefe Summen der  Server-Stacks, die sich in den Datencentern reihen, mag für die meisten von uns unhörbar sein, die nie versiegenden Datenströme mögen unsichtbar bleiben. Und doch ist es  längst dieser Puls, der unser Leben bestimmt. Bereitwillig haben wir die Steuerung an Systeme abgegeben, deren Einfluss sich damit tief in unsere Körper und in unser  Bewusstsein, in unsere Vitalfunktionen ebenso wie in unsere sozialen Beziehungen hinein erstreckt. 

Es sind in der Tat vor allem die digitalen Alltagstechnologien und die Steuerungssysteme, in die sie eingebettet sind, die uns zu Cyborgs machen. Nach wie vor geht es dabei um die drei C, die Donna Haraway bereits 1985 in ihrem „Manifesto for Cyborgs“ benannte: Command – Control – Communication, ins Werk gesetzt, implementiert und zugleich potenziert durch zwei weitere C: Code und Computation. Die Berechenbarkeit der Welt scheint allumfassend. Die Grundlage hierfür ist die Übersetzung und Erfassung von Allem und Allen in Form von Daten: Nichts und niemand kann ihr entgehen. „Resistance is futile – Widerstand ist zwecklos“, wie es die Borgs in Star Trek  formulieren. Und von Widerstand kann ja auch gar keine Rede sein. 

Im Gegenteil: Nach wie vor streben wir danach, uns immer enger mit Systemen zu verschalten, die unsere Arbeit effizienter, unser Wirtschaften einträglicher, unsere Kommunikation besser, unser Leben bequemer zu machen versprechen. Nur allzu selten fragen wir danach, ob mehr Kontrolle tatsächlich zu mehr Sicherheit führt, präzisere Taktungen eine höhere Effizienz garantieren, allein aus Quantifizierbarem Prüfsteine für Qualität gewonnen werden können. Selbst werden wir ohnehin immer seltener danach gefragt, ob wir mit dem nächsten Update, dem nächsten Upgrade unseres Lebens überhaupt einverstanden sind.

Es macht ja auch wenig Sinn, sich in den Hochfrequenzhandel mit einem zaghaften „Moment mal, bitte“ einzumischen. Erst recht nicht, wenn man selbst die Aktie ist. Oder  etwa doch?

Diese Frage stellt sich gerade in den Städten, also eben jenen Agglomerationen, die schon seit je dem am nächsten gekommen sind, was die Idee eines Lebensraums für  Cyborgs ausmacht: nämlich allem voran ein System von Systemen zu sein – von ineinandergreifenden Infrastrukturen, die Organismen und Technologien auf eine Weise  miteinander koppeln, verschränken und vernetzen, die sie substanziell formt und mithin gleichsam „programmiert“. Anders als das Dorf ist die Stadt weniger eine Lebens-, als  eine Interessensgemeinschaft, die ihre Mitglieder ebenso dazu einlädt, in einer anonymen Masse aufzugehen, wie sie sie auf sich selbst zurückwirft – auf ein Selbst, das sich  unter den vom System vorgegebenen Konditionen stets aufs neue formieren muss. Letzteres wird, in Verkennung des Einflusses des Systems, zunächst allein als Freiheit  wahrgenommen – die ein solcher Prozess jedoch nur dann und nur insoweit bieten kann, als sich ein solches Selbst dazu ermächtigt sieht, eine Wahl zu haben und zu treffen.  Dies wiederum setzt eine Kenntnis des Systems der Systeme voraus, ihrer Strukturen und ihrer Dynamiken sowie der Steuerungsmechanismen, die zu ihrer Beeinflussung zur  erfügung stehen.

Unter den gegenwärtigen Konditionen bietet sich damit für urbane Cyborgs, die Zugang zu Infrastrukturen, zu Informations- und Kommunikationssystemen, zu Bildungssystemen, zu Systemen der demokratischen Selbstverwaltung et cetera haben, ein denkbar hohes Potenzial, eine solche Agency zu erlangen, die es ermöglicht, sich  ebenso wie gemeinschaftlich genutzte Teile des Systems zu konstituieren, zu formen und zu verändern. Die entscheidende Frage ist in der Tat, ob und wie urbane Cyborgs  dieses Potenzial zu nutzen verstehen. Freuen sie sich lediglich über bequeme Infrastrukturen, gute Verkehrsanbindungen, attraktive Arbeitsplätze, vielfältige Kultur- und  Freizeitangebote sowie ein optimales Spektrum an Konsumgütern für jeden nur erdenklichen Bedarf? Finden sie darin Genüge über die neuesten Gadgets und eine stabile  und schnelle Internetverbindung zu verfügen, um reibungslos zwischen Büro und Home Office zu wechseln und noch auf dem Weg dazwischen ein gutes Geschäft auf den  Weg bringen zu können, sich den Inhalt ihres Kühl- und ihres Kleiderschranks ebenso wie ihre Energieversorgung, ihre Krankenversicherung, das abendliche Filmprogramm  und die nächste Urlaubsreise zusammenklicken zu können – und vielleicht zwischendurch ins Café zu gehen, um ein aktuelles Foto von der veganen Müsli-Bowl auf eine  Fotoplattform zu laden, ins Fitness-Studio, um den Körper zu optimieren und in den Club, um ihn vorzeigen zu können? Aber was genau würde sie dann von jenen  unterscheiden, die zu anderen Zeiten und an anderen Orten die im jeweiligen System vorgesehenen Programme abarbeiten? Ist es erst ein spezifisches Level technologischer Entwicklung, das es uns gestattet, von „Systemen“, von „Programmierung“ und von „Cyborgs“ zu sprechen? Oder ist es vielmehr so, dass die Reflexion der  Steuerungssysteme und die hiermit einhergehenden Erkenntnisse über ihre Probleme und Potenziale der entscheidende Faktor sind? Natürlich bestehen substanzielle  Unterschiede zwischen den Ketten auf einer Sklaven-Galeere und denen in einem Kerker, und erst recht zwischen diesen und einer elektronischen Fußfessel und einem  Fitness-Armband oder einer „smarten“ Armbanduhr. Aber wer wollte behaupten, dass sich diese allein oder auch nur zuvorderst an der jeweiligen „Hardware“ und den für ihre  Herstellung relevanten Technologien festmachen lassen – und nicht an den Zwecken, zu denen sie hergestellt werden, sowie an ihrem Gebrauch, der den gesellschaftlichen  Status ihrer Trägerinnen und Träger bestimmt? Die urbane Cyborg sollte sich daher sehr wohl fragen, warum sie sich ein Fitness- Armband überstreift, das ihre Daten in ein  System einspeist, über das sie keine Kontrolle hat, während es ihr zugleich Selbstkontrolle verspricht. Sie sollte sich fragen, welche Konsequenzen ihre jeweiligen Anschlüsse  n technologische – aber eben nie allein technische – Systeme haben. Und auf dieser Basis ihre Entscheidungen treffen. Denn wenn sie etwas gegenüber jenen  privilegiert, die zu anderen Zeiten, an anderen Orten, in anderen Systemen derart eng an diese angeschlossen wurden oder werden, dann in der Tat, dass sie prinzipiell über  die Möglichkeit verfügt, ihre Konfigurationen zu reflektieren und gegebenenfalls mitzugestalten. Und dies gilt selbstredend nicht allein für (Selbst-)Optimierungs- und  Kontrolltechnologien, die in Form eines schlichten Fitness-Armbands daherkommen.  In allen gegenwärtigen Systemen, in denen wir Cyborgs uns bewegen, geht es um das Zusammenspiel von Hardware, Software und Wetware, von Maschinen, Programmen und Körpern. Folglich auch immer darum, wer oder was hier wen oder was steuert. Wenn  lso aus einem technologischen und zugleich sozialen Privileg – das im Übrigen keineswegs alle urbanen Cyborgs gleichermaßen genießen – etwas hervorgeht, dann ist dies ein hohes Maß an Verantwortung. Die Verantwortung, den Systemstatus kontinuierlich zu überprüfen, zu hinterfragen, die Potenziale ebenso wie Probleme zu  reflektieren, die mit einer Nutzung und einer Teilhabe einhergehen. Es ist diese Verantwortung, der sich Cyborgs heute stellen müssen. Wir schreiben das Jahr 2020. Die  Zukunft ist immer schon jetzt: sie wird durch unsere Entscheidungen und unser Handeln in der realen Gegenwart bestimmt. Verena Kuni

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