Kisses from the Future
Diese Arbeit besteht aus einer Serie von Selbstportraits, die eine dezentralisierte Identität bestehend aus einer artenübergreifenden Struktur – einem Mikrobiom – erforschen. Das Projekt beschäftigt sich mit den Auswirkungen der im Körper lebenden Mikroorganismen auf Stimmung und Verhalten – Aspekte, die wir normalerweise mit einem Sinn für unser „Selbst“ assoziieren, die aber gemeinsam mit anderen Spezies erzeugt werden.
Inwiefern ist unsere Identität von unserer DNA vorherbestimmt? Inwiefern wird unser Verhalten von einer Konstellation aus Mikroorganismen, die in, auf und um uns verweilen, beeinflusst? Was ist genetischer Austausch ohne Intimität? Welche unsichtbaren Kräfte gestalten mich mit?
Die auf unserem Körper lebenden Bakterien übertreffen in ihrer Zahl bei weitem unsere eigenen Zellen. Während wir 23.000 Gene besitzen, kann unser Mikrobiom aus bis zu zwei Millionen individueller bakterieller Gene bestehen. Eine Vielzahl neuer Forschungsarbeiten befasst sich mit der Rolle von all den Mikroorganismen, die unseren Körper mitbewohnen, und unseren persönlichen Eigenschaften wie Stimmung, Verhalten und Gesundheit.
Diese Ergebnisse verändern unsere Beziehung zu Begriffen wie Identität oder genetischem Determinismus: Weise ich spezielle Eigenschaften auf aufgrund der Gene, die ich von meiner Mutter geerbt habe, aufgrund des Umfelds, in dem ich großgezogen wurde, oder aufgrund des Bioms, das ich im Zuge meines Lebens durch Küsse und Berührungen erworben habe?
Basierend auf meinen Überlegungen zu diesen neuen Forschungsarbeiten habe ich eine spekulative Liebesbotschaft von zukünftigen Objekten kreiert, mithilfe derer wir diese wertvollen bakteriellen Merkmale untereinander austauschen könnten. Wenn ein traditioneller Parameter für die Auswahl unserer Partner*innen bisher genetische Eignung war – was wäre dann, wenn wir nun ihre mikrobielle Gesundheit beachteten?
