Proteus 4.0

Interacting on the networked planet

Proteus 4.0 konzentriert sich auf die Interaktion und Kommunikation zwischen digitalisiertem Material und den Besucher:innen durch Blickverfolgung.

Die Reihe der Proteus-Projekte begann 2018 und basiert auf dem komplexen Verhalten des Ferrofluid-Materials, das durch die unsichtbare Kraft von Magnetfeldern ständig seine Form ändert, von Punkten über mäandernde Streifen bis hin zu geronnenen Regionen. Das Verhalten des Materials ist von Natur aus schwer zu kontrollieren oder zu simulieren und wird daher in diesem generativen und interaktiven Kunstwerk als ein Wert der Vielfalt und Erforschung im Prozess der ephemeren und nicht wiederholbaren Mustererzeugung betrachtet.

Während frühere Versionen der Serie einen einzigen Interaktionsmodus für einen einzigen physischen Raum entwarfen, sind wir in Proteus 4.0 nun zu einer verteilten Interaktion über das Internet und persönliche Geräte (PCs, Handys, Tablets) übergegangen. Diese Verteilung wird räumlich in einer nicht ortsspezifischen Installation als modularer Raumrahmen ausgedrückt. Wenn Sie die Ausstellung betreten, sehen Sie eine abstrakte und schwarze modulare Struktur, die Bildschirme verschiedener Größen beherbergt, die spielerisch durch Zwei-Wege-Spiegel reflektiert werden.

Inspiriert wurden wir von den Megastrukturen von Yona Friedman und der Vision der Mobilen Architektur, auch Proteinstrukturen genannt, aus den 1960er Jahren, bei denen es sich um Systeme handelte, die aus einfachen Modulen und Gelenken aufgebaut waren, um auf gesellschaftliche Dynamiken schneller und vielfältiger Veränderungen in der Stadt zu reagieren. Diese Module konnten von den Bewohner:innen je nach ihren Bedürfnissen unendlich erweitert und umorganisiert werden. Wir haben diese verteilte Konstruktion in die verteilte Intelligenz unseres interaktiven, webbasierten Systems übertragen, wobei die Installation das Internet als Infrastruktur verkörpert. Das modulare System, das wir hier geschaffen haben, kann von einem Ausstellungsraum zum anderen umgestaltet werden. Die einzelnen Zellen enthalten mehrere Displays und Spiegelpaneele, um eine einheitliche räumliche und immersive Erfahrung zu schaffen, die überall und jederzeit auf dem vernetzten Planeten möglich ist. Man interagiert mit einem Tablet und macht die Besucher:innen zu Teilnehmer:innen.

Ein weiterer kritischer Aspekt der Installation ist die Interaktion selbst. Ein Kritikpunkt am digitalen Zeitalter ist die Aufmerksamkeitsökonomie, die darauf abzielt, die Aufmerksamkeit der Menschen mit verschiedenen digitalen Produkten, Dienstleistungen oder Inhalten zu absorbieren und zu monetarisieren. Proteus schlägt einen alternativen Ansatz vor, der diese Informationsflut negiert und den Schwerpunkt auf Konzentration, Achtsamkeit und Selbstreflexion legt. Wir zeigen materielle Ferrofluid-Muster, die sehr grafisch, schwarz-weiß und ziemlich abstrakt sind. So laden wir den Besucher:innen ein, ihre langsame, konstante Entwicklung zu beobachten, um ein Gefühl der Präsenz und inneren Ruhe inmitten des Chaos des heutigen Lebens zu fördern. Es soll ein meditativer Effekt entstehen, der sich eher auf die persönliche Selbstbeobachtung als auf die äußere Welt konzentriert, wie der Blick auf eine Wolke.

Woher wissen wir, welche Muster wir zeigen sollen?

Hier lassen wir uns von der Conversation Theory von Gordon Pask inspirieren, die kurz nach den architektonischen Megastrukturen in den 1970er Jahren entwickelt wurde. Das meiste zeitgenössische Interaktionsdesign basiert auf impliziten Prinzipien und klaren Anweisungen, die in einer geschlossenen Schleife aufgebaut sind, um sofortiges Engagement und spielerische Attraktionen zu fördern. Wir blicken darüber hinaus, denn wir stellen uns eine wirklich ansprechende Interaktion als ein Gespräch und nicht als ein Quiz vor. Zu diesem Zweck greifen wir auf neuartige Technologien zurück, die das differenzierte Verhalten und die Aufmerksamkeitsmuster der Besucher:innen fließend erlernen. In Proteus 4 betrachten wir eine feinere Körnung von Gesichts- und Blickinformationen, die mit in persönliche Geräte integrierten Sensoren erfasst werden. Anhand der gesammelten Daten versuchen wir, die Aufmerksamkeitsmarker und Ferrofluid-Muster zu koppeln, um eine ausgefeiltere, von KI angetriebene Interaktion als kontinuierlichen meditativen Fluss zu schaffen. Auf diese Weise befähigt Proteus die Besucher:innen, nachhaltige Gewohnheiten der Fokussierung und Konzentration zu kultivieren und die schädlichen Auswirkungen von Aufmerksamkeitsfragmentierung und digitaler Ablenkung zu mildern.

Entwickelt wurde Proteus 2.0 im Rahmen des Projekts intelligent.museum am ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und am Deutschen Museum,

Unterstützt von EMAP European Media Art Platform

Proteus 4.0 wurde weiterentwickelt mit Untersptzung des Ars Electronica Festival 2024 und esc medien kunst labor.

Proteus 4.0
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